Was sind unsere Grundbedürfnisse? Verbundenheit und Wachstum! So sieht es zumindest Prof. Gerald Hüter. Die Konsequenz daraus: Der Mangel an Verbundenheit und Wachstum führt zu einer krampfhaften unbewussten Suche nach Ersatzbefriedigungen. Z.B. durch Konsum. Und davon lebt unsere Wirtschaft, wie Prof. Hüter meint. Das schlimme außerdem: Durch den Mangel an Verbundenheit und Wachstum läuft eine ganze Gesellschaft unter ihrem Potential, da unser Gehirn eben die damit verbundenen Gefühle braucht um sich zu entwickeln. Hier ein interessanter Einblick in die Struktur unseres Gehirns und welche Konsequenzen unsere Prägungen haben.
Vortrag
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=MrYcRzN91eE;feature=youtube.be
Die erste Erkenntnis trifft wie ein Schlag: der Mangel an Verbundenheit und Wachstum, die unangenehmen Gefühle, die damit einhergehen, aktivieren das gleiche Netzwerk im Gehirn, das auch körperlichen Schmerz verarbeitet. Da scheint es nur logisch, dass Menschen alle möglichen Wege ausprobieren, um zu versuchen, ihr Belohnungszentrum zu aktivieren, dass diesem Schmerz im Gehirn entgegenwirkt. Ein möglicher Weg ist Konsum. Nur wirkt diese Strategie nicht sehr lang und viele Menschen merken, dass Materielles nur kurzfristig befriedigt. Schon ist er wieder da, der Schmerz im Gehirn. Woran liegt es? Es liegt an einem Mangel an etwas viel Grundsätzlicherem. An einem Mangel an Verbundenheit und Wachstum. Erfahre ich zu wenig Anerkennung und Zugehörigkeit, habe ich keinen Raum, um mich zu entfalten, dann geht das Gehirn auf Schmerzmodus. Und es wird noch schlimmer. Genau in diesem Modus läuft das Gehirn auf Sparflamme in seiner Entwicklung. Das Gehirn benötigt jedoch Botenstoffe, um sich zu entwickeln, um Nervenzellen zu bilden und Verbindungen zwischen ihnen aufzubauen. Genau diese Botenstoffe schüttet das Gehirn aus, wenn wir angenehme Gefühle wahrnehmen. Wenn wir Liebe erfahren, wenn wir Raum zum Wachstum haben, wenn wir begeistert sind und Spaß haben. Diese Botenstoffe führen im Gehirn dazu, dass Eiweiße produziert werden, die notwendig sind, damit das Gehirn neue Verknüpfungen und Nervenbahnen herstellen kann. Das Netzwerk wird dichter gemacht, Informationen sind schneller abrufbar. Angenehme Gefühle sind sozusagen eine Gießkanne für das Gehirn, damit es wächst.
Das Wissen dieser Zusammenhänge im Gehirn ist gerade für einen Bereich sehr interessant und wesentlich: das Lernen. Begeisterung und angenehme Gefühle sind sozusagen der Schlüssel für erfolgreiches Lernen. Durch Frontalunterricht, das „Abhören von klugen Ratschlägen“, wie Hüter es nennt, durch das langweilige Einhämmern von Informationen werden eben die Botenstoffe, die das Gehirn leistungsfähig machen, nicht ausgeschüttet. Und damit werden im Gehirn auch keine (oder nur wenige) Verknüpfungen erstellt, sodass die Informationen eben schon kurz nach dem die Prüfung geschrieben wurde, nicht mehr abrufbar sind. Die Informationen sind da, nur hatte das Gehirn nicht genügend Botenstoffe und Eiweiße zur Verfügung, um schnelle Autobahnen zu bauen, so dass die Informationen über die Synapsen ins Bewusstsein fliegen. Lehrer, Professoren, Eltern, Führungskräfte – jeder, der anderen etwas beibringt, muss beachten, dass beim Lernen emotionale Zentren aktiviert werden, damit das Gehirn mit den Eiweißen schnelle Autobahnen baut und die Informationen schnell abrufbar abspeichert. Eine große Aufgabe. Ein Zitat meines Kollegen Mario Höfler fasst diese Erkenntnis in einem Satz zusammen: „Lernen passiert einfach immer, wenn es Spaß macht.“
Nun muss ich sagen, dass ich kein Neurobiologe bin, und das Wissen hier mit meinen Worten wieder gebe. Vielleicht kennen Sie sich in diesem Gebiet besser aus und schlagen wegen meiner Erklärungen gerade die Hände über ihrem Kopf zusammen. Mir scheint es jedoch logisch, dass Menschen dort ihr volles Potential entfalten können, wo sie Liebe und Zuneigung, Verbundenheit und Wachstum erfahren. Unsere Aufgabe, in unserem ganz persönlichen Alltag ist es nun, eben darauf zu achten und zu versuchen, eine solche Umgebung herzustellen. Ob als Eltern, Erzieher, Lehrer oder Führungskräfte. Wie kann das ganz konkret ausschauen?
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